Im Ministerium für Wissenschaft und Kultur, Hannover
ein Rekonstruktionsmodell der Alten Synagoge
In den kommenden Monaten präsentiert das Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) in Hannover (Leibnizufer 9) in seiner 2024 eröffneten Dauerausstellung zur Geschichte seines Standorts ein Rekonstruktionsmodell der Alten Synagoge Hannovers als Leihgabe aus der Sammlung der Bet Tfila – Forschungsstelle für jüdische Architektur.
Dort, wo heute die Gebäude zweier Landesministerien und das Kirchenamt der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers stehen, war bis zur Zeit des Nationalsozialismus das Zentrum der jüdischen Gemeinde Hannovers. Die so genannte Alte Synagoge wurde 1827 an der damaligen Bergstraße als Nachfolger eines älteren Baus eröffnet – sie stand bis zu ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg ungefähr dort, wo heute die Zufahrt zum Parkplatz der Ministerien liegt. An die Neue Synagoge von 1870, die 1938 im Zuge der Reichspogromnacht zerstört wurde, erinnert nur wenige Meter entfernt, an der Roten Reihe, ein Mahnmal.
Das MWK erläutert in seinem Foyer die Geschichte seines Standorts und gedenkt der verfolgten und ermordeten Jüdinnen und Juden Hannovers. Viele von ihnen mussten ihrer Deportation im Gebäude der Alten Synagoge und im zugehörigen Gemeindehaus zwangsweise wohnen. An diesem Ort steht nun das hölzerne Rekonstruktionsmodell der Alten Synagoge. Es zeigt den Bau von 1827 im Maßstab 1:50. Das Modell wurde von Studierenden der Architektur der TU Braunschweig im Rahmen eines Seminars der Bet Tfila – Forschungsstelle gefertigt, nachdem sie die verfügbaren historischen Pläne, Fotos und Beschreibungen ausgewertet hatten. Es ist Teil der rund 30 Rekonstruktionen umfassenden Sammlung der Bet Tfila – Forschungsstelle, die wir seit über 25 Jahren in zahlreichen Ausstellungen zeigen konnten.
Die Alte Synagoge Hannovers stand, von der Straße aus nicht einsehbar, hinter dem jüdischen Gemeindehaus. Dennoch war sie zeitgemäß in klassizistischen Formen gestaltet. Besonders der Innenraum mit seinem hölzernen Tonnengewölbe und den umlaufenden, verglasten Emporen zeigte einen gewissen Reichtum an architektonischer Gliederung und Ausstattung. Der Architekt der Synagoge war Friedrich August Ludwig Hellner (1791–1862), der vor allem als Architekt evangelischer Kirchen bekannt geworden ist.
Am 4. September 2025 erläuterte Ulrich Knufinke, wissenschaftlicher Leiter der Bet Tfila – Forschungsstelle, bei einem Vortrag im MWK die architekturgeschichtliche Bedeutung der Alten Synagoge, die schon 1932 unter Denkmalschutz gestellt worden war. In der Veranstaltung, die Staatssekretär Prof. Joachim Schachtner moderierte, kam auch die Frage nach dem zukünftigen Erinnern an die Standorte der Hannoveraner Synagogen und an die Menschen, die sie besuchten, zur Diskussion – eine Aufgabe, für die Studierende in kommenden Seminaren und Entwürfen sicher interessante Ideen und Vorschläge entwickeln könnten.